Der Vetter aus Dingsda

Operette von Eduard Künneke

Theater Regensburg

Musikalische Leitung: Levente Török
Bühne und Kostüme: Dietlind Konold
Choreographie: Tamás Mester

Pressestimmen

Am Theater Regensburg war der Vetter jetzt als Satire auf die Art Filmklamotte der 50er Jahre zu sehen, herrlich authentisch ausgestattet von der Kostüm- und Bühnenbildnerin. Nur die beiden schwulen männlichen Putzkräfte, die mit rosaroten Staubwedeln durchs Haus fächeln und mit gespreizten Fingern den Garten bewässern, die wären in den Fünfzigern in keinem Operettenfilm aufgetreten, weil sich das Publikum damals Homosexuelle genau so vorstellte. Regisseur Aron Stiehl verlegte den „Vetter aus Dingsda“ also in eine längst untergegangene Heinz-Erhardt-Welt samt Gartenstühlen, Ententeich und Salatbeet.
Richard Wagner wurde im damaligen Spießbürgertum in hohen Ehren gehalten. Deshalb fährt auch ein Schwan über die Bühne wie im „Lohengrin“ und das Orchester lässt ein paar Takte das entsprechende Vorspiel erklingen.
Und der Wahnsinn wurde noch gesteigert, denn bei Eduard Künneke ist das „Dingsda“ ja nichts anderes als Batavia, heute besser bekannt als Indonesien. Solche fernen Gegenden wurden im Nachkriegsdeutschland gern mit Menschenfressern, Baströckchen und Orang-Utans in Verbindung gebracht – weshalb all das in der Regensburger Inszenierung auch aufgefahren wurde. Insgesamt rührte Aron Stiehl also eine Operetten-Alptraum-Satire an, die ständig Angst und Schrecken verbreitete, nämlich darüber, was hierzulande mal als lustig galt. Und das wiederum war höchst amüsant, nicht nur wegen der liebevollen Ausstattung, sondern auch wegen der meisterhaften Bewegungsregie, die immer wieder ins Absurde kippte.
BR24.de, 29.10.2017

Der Vetter birgt ein großes Potenzial für eine originelle Neuinszenierung und dieses Potenzial gilt es auf jeden Fall zu nutzen. Genau das ist Regisseur Aron Stiehl nun am Theater Regensburg auf beeindruckende Weise gelungen. Man kann hier gar nicht alle Details nennen, die sich Stiehl in seiner Inszenierung im Regensburger Theater am Bismarckplatz einfallen lässt, um das Publikum immer wieder neu zu überraschen und auf amüsante Weise zu unterhalten. Da werden von den Bühnendarstellern die Orchestermitglieder gefüttert und schon auch mal als Piranhas bezeichnet, worauf diese sich lautstark empören, da erscheinen Julia und Hannchen im Jeannie-Kostüm und da verwandelt sich die Bühne bei der Nummer „Sieben Jahre lebt‘ ich in Batavia“ zu einer Südsee-Kannibalen-Szenerie.
Nach der Pause überrascht die Produktion nicht nur durch König Ludwigs Felsengrotte, inklusive Schwan, sondern auch dadurch, dass der Dirigent in der Umbaupause tatsächlich noch die Streicher einige Takte aus Wagners „Lohengrin“ flimmern lässt.
Manchmal birgt das abwechslungsreiche Bühnengeschehen gleichzeitig so viele originelle Details, dass man diese kaum alle auf einen Blick erfassen kann. Insgesamt ist die zweieinviertelstündige Produktion derart mit kreativen und originellen Details gespickt, dass man sich als Theaterbesucher durchwegs staunend amüsieren kann.
Donaupost, 29.10.2017

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