Il trovatore
Oper von Giuseppe Verdi
Theater St. Gallen
Musikalische Leitung: Michael Balke
Bühne: Frank Philipp Schlössmann
Kostüme: Mechthild Seipel
Choreographie: Bärbel Stenzenberger
Pressestimmen
Der Clown wird zum Todesengel: Die St. Galler Festspiele zeigen einmal mehr: Opern-Openair geht auch fern der Klischees. Verdis „Il Trovatore“ überzeugt szenisch und musikalisch. Ein Triumph. Regisseur Aron Stiehl macht Ferrando zum Strippenzieher: Einmal zum Clown, der in die Manege ruft, einmal zum Todesengel, der zum Sterben begleitet. Es sind schöne Gesten und prächtige Bilder, die diesen Trovatore zu einem vielumjubelten Abend machen.
NZZ, 5.7.2019
Die St. Galler Festspiele begeistern mit Verdis „Il Trovatore“. Die Inszenierung setzt ganz auf die inneren Konflikte der Figuren und lädt einen an sich handlungsarmen Stoff psychologisch spannend auf. Gerade im Wagnis, die inneren Konflikte konsequent auszuleuchten, liegt die Stärke der Inszenierung von Aron Stiehl. Über weite Strecken sind beim „Trovatore“ nur zwei oder drei Figuren auf der großen Klosterhofbühne. Die Regie stellt sie oft sehr weit auseinander und unterstreicht damit ihre Einsamkeit im Gefängnis ihrer Gefühle von Liebe, Rache und Machtgier.
Es herrscht eigentlich nicht viel Bewegung auf dieser Bühne, und vielleicht ist es gerade dieser Fokus auf das Blockierte der Figuren, der diesen Abend zu einem spannenden, oft fast thrillerähnlichen Erlebnis werden lässt. Statt viel Action lenkt die Inszenierung den Blick auf die unentrinnbare Verstrickung der Figuren. Eine weitere Schwierigkeit einer „Trovatore“ Inszenierung ist der große rückblickende Erzählanteil des Librettos. Das könnte ermüden, tut es aber in Aron Stiehls Sicht nicht. Die Regie wertet die Figur des Ferrando auf, der als stumme, diabolische Figur im Hintergrund stets dabei ist und eine Art mephistophelische Regie zu führen scheint. Am Ende bewegt er sich als Todesengel in der Szene. Die Kathedrale wird subtil in die Lichtideen mit einbezogen. Ferrando singt vom Balkon der Kirche, der Korrepetitor ist als Glöckner eingesetzt. Die St. Galler Festspiele präsentieren eine Verdi-Sicht, die konsequent auf Verstrickung setzt und die Handlung wenn immer möglich allegorisiert. Dass Leonora eine eigene Schauspielerin als Tod stets an ihrer Seite hat, ist da nur ein letztes Detail, dass diese unheimliche, bis zum Schluss spannende und eindringliche Inszenierung zu einem echten Erlebnis werden lässt.
Südkurier, 4.7.2019
Die Open-Air-Opernaufführung kann mit exzellentem Sängerensemble und einer spektakulären Inszenierung mühelos mit Bregenz konkurrieren. Aron Stiehl brachte „Il trovatore“ in einer bilderstarken Inszenierung auf die riesige Bühne.
Weser-Kurier, 3.8.2019
Eindrücklich, wie perfekt sich die Handlung unter der Regie von Aron Stiehl in die Umgebung einfügt und das Werk zu einem stimmigen Ganzen macht.
Oper und Kultur, 30.6.2019
Historisch bestens platziert: Der Regisseur lässt die Gegenwart hereinwehen, wenn die Zigeuner als Flüchtlinge abgeschoben werden oder Azucenas Festnahme mediengerecht inszeniert wird. Hier bekommt Hauptmann Ferrando dabei die Rolle des Zeremonienmeisters überantwortet, der gegen Ende auf der Fassadenempore auftritt, um dem Todesengel bewegte Gestalt zu geben. Das gibt Sinn und hat Spannung.
Vorarlberger Nachrichten, 2.7.2019
Wie der Hass sich in die Herzen frisst: Die Ensembleszenen wie etwa Azucenas Verhaftung und Verhör inszeniert Stiehl mit Geschick und Effekt, und den Kriegsknecht Ferrando schickt er mit blutroter Narbe im weißen Gesicht als einen Boten des Todes über die Bühne und sogar auf die Empore der Kathedrale. Wenn Leonora vorne an die Bühne tritt, bleibt das Herz stehen.
St. Galler Tagblatt, 1.7.2019
Der Tod sitzt unverrückbar gegenüber. Eine glanzvolle Premiere. Zum Glück verzichtet Stiehl auf Schlachtgetümmel. Die Festspieloper bietet viel und fordert das Auge heraus. Wer alles mit allen Sinnen erfassen will, hat eine spannende und Abend füllende Aufgabe.
Appenzeller Volksfreund, 3.7.2019
Die Bühne ist ein Soldatenfriedhof mit Kreuzen, wie man ihn von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs kennt. Die Uniformen der Soldaten könnten in jene Zeit passen. Darüber ein Skelett im Strahlenkranz, Tod und Madonna als krude, barock inspirierte Doppelallegorie, samt dem von Schwertern durchstochenen Herz der «mater dolorosa», aus dem heraus Leonora ihre großen Auftritte hat. Dass am Ende Frauen wie Männer tot oder am Boden zerstört sind, ist die fatale Logik.
Saiten online, 2.7.2019