Das Rheingold
Oper von Richard Wagner
Theater Klagenfurt
Musikalische Leitung: Nicholas Milton
Bühne/Kostüme: Timo Dentler & Okarina Peter
Dramaturgie: Markus Hänsel
Choreographie: Rhys George
Pressestimmen
… aber vielleicht verdeutlicht der Umsturz der Reihenfolge wirklich, dass es die Geldmachtgier ist, die das spielerische Miteinander auf unserem Planten brutal beendet… Durch das Abendrot der Fensterscheiben blinkt anhaltend das Alarmlicht des Pyramidenkogel-Aussichtsturms, und eine Spielzeig-Seilbahn fährt schließlich vom Parkett bis zum Balkon, quer über die Köpfe des Publikums, durch den ganzen Raum. Das fügt sich alles ganz selbstverständlich in eine Inszenierung, an der auch sonst nichts gekünstelt oder aufgesetzt ist.
Der Standard, 9.5.2025
Der Anfang als Ende: Richard Wagners „Rheingold“ in Klagenfurt.:
Hausherr Aron Stiehl beweist bei seinem Abschluss des „Ring des Nibelungen“ viel komödiantischen Witz ohne in Klamauk abzurutschen. Das bedeutungsvolle Premierendatum 8. Mai gibt dem beginnenden Verfall der Götterwelt zusätzliches Gewicht: Richard Wagners Operntetralogie „Der Ring des Nibelungen“ rund um Liebe, Macht und deren Missbrauch klang am Stadttheater Klagenfurt am Donnerstag mit einer augenzwinkernden Inszenierung aus. Das Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs und das Glockengeläut anlässlich der Papstwahl begleiteten das Premierenpublikum ins Haus, wo aus den Seitenlogen bereits überdimensionale Puppenköpfe von Trump, Putin und Xi den Besuchern huldvoll zuwinkten. Dass Intendant Aron Stiehl nicht viel mit historischer Aufführungspraxis am Hut hat, illustriert er gleich zur Einleitung … Nur einer der Kunstgriffe, mit denen sich die Regie von vielen herkömmlichen Wagner-Inszenierungen absetzt… Zum Ausklang der Inszenierung sieht das Publikum die Rheintöchter noch einmal. Sie entern den Zuschauerraum und schwenken wie bei einer Demonstration Protestschilder: „Wotan go home!“ – was mit standing ovations und langem Jubel gefeiert wird.
APA, 9.5.2025
Regisseur und Intendant Aron Stiehl beschließt seinen „Ring“ in umgekehrter Reihenfolge – ein dramaturgischer Schachzug, der den ewigen Kreislauf von Gier und Macht um den sagenumworbenen Ring unterstreicht. Unter den strengen Blicken von Trump, Putin und Kim-Jong-un, welche mit ihren übergroßen, karikierten Köpfen in den Logen jeden einzelnen Besucher musterten, wartete das Auditorium bei der Premiere gespannt auf den ersten Teil der Tetralogie von Wagner. Es wird gleich klar, worum es geht: das Konstrukt der niederen Bedürfnisse und Selbstverwirklichung und das Streben nach Macht. Dem Stadttheater Klagenfurt ist eine Produktion geglückt, die nicht nur Wagnerfans abholt, sondern auch für Opern-Laien durchaus unterhaltsam wird.
Kronen Zeitung, 10.5.2025
Mit der Premiere von Richard Wagners „Das Rheingold“ vollendet das Stadttheater Klagenfurt seinen ambitionierten Ring-Zyklus. Unter der Regie von Intendant Aron Stiehl präsentiert das Haus eine Inszenierung, die sowohl musikalisch als auch szenisch Maßstäbe setzt. Diese Produktion bildet den krönenden Abschluss eines mehrjährigen Projekts, das Wagners Tetralogie in einer einzigartigen Reihenfolge aufführt. Heute gilt der Ring als Meilenstein der Musikgeschichte – und als Prüfstein jeder szenischen Umsetzung.
Mit „Das Rheingold“ vollendet Aron Stiehl seinen Klagenfurter Ring – und setzt den Auftakt der Tetralogie bewusst ans Ende. Diese ungewöhnliche Umkehrung ist mehr als ein formales Spiel. So betrachtet Stiehl das „Rheingold“ nicht als Beginn, sondern als späte Einsicht in die zerstörerische Kraft von Besitzgier, Macht und Selbstverblendung. In dieser zyklischen Dramaturgie steckt aber auch ein Hoffnungskern: Wenn nach dem Untergang der Götterwelt nochmals auf ihren Anfang zurückgeblickt wird, stellt sich die Frage, ob es auch anders hätte kommen können – ob ein Neuanfang jenseits des alten Systems denkbar ist. Bereits vor dem ersten Ton wird das Publikum mit überlebensgroßen Puppenköpfen von Trump, Putin und Xi Jinping konfrontiert, die aus den Proszeniumslogen herabblicken – eine kraftvolle Setzung, die die Götterwelt Wagners direkt mit den machtpolitischen Realitäten der Gegenwart verknüpft. Doch Stiehl bleibt nicht bei vordergründiger Zeitkritik stehen: Seine Regie setzt auf eine dichte, durchkomponierte Bildsprache, die mit Bedeutungen arbeitet, statt sie zu behaupten. Zu Beginn blickt die Produktion filmisch zurück auf das Ende der Klagenfurter „Götterdämmerung“ – eine dramaturgisch klug gesetzte Rückblende, die den Kreis der Tetralogie schließt. Jeder Einfall ist Teil eines übergreifenden Bildsystems, das mit Witz, Intelligenz und Tiefe arbeitet. In der Zusammenarbeit mit Stiehl entsteht ein szenisches Gesamtkunstwerk, das die mythologischen Dimensionen des „Rheingold“ in die Sprache der Gegenwart übersetzt – ohne ihnen ihre Tiefe zu nehmen.
IOCO, 4. Juni 2025
Aber außer so manchen fast ironisch aktualisierten Ideen, erzählt der Intendant die Geschichte schlüssig, detailreich und auch mit packender Dramatik. – Stehende Ovationen.
Kleine Zeitung, 10.5.2025
The Stadttheater Klagenfurt’s 2025 production of Richard Wagner’s „Das Rheingold” stands as a resplendent finale to the theatre’s ambitious four-year journey through the Ring cycle. Under the visionary direction of Aron Stiehl, this staging not only honours’ Wagner’s monumental work but also reimagines it with contemporary resonance. It is offering audiences an experience that is both intellectually stimulating and emotionally profound. In a bold and thought-provoking move, the Klagenfurt Ring cycle culminates with „Das Rheingold”, the prologue to Wagner’s tetralogy. This reverse sequencing invites audiences to reflect on the cyclical nature of power, corruption, and redemption. By ending with the origin story, the production underscores the inevitability of the god’s downfall, prompting contemplation on the consequences of ambition and moral compromise. Aron Stiehl’s direction breathes new life into the mythic narrative, presenting a world where timeless themes intersect with modern sensibilities. By concluding the Ring cycle with „Das Rheingold”, the Stadttheater Klagenfurt offers a unique perspective on Wagner’s magnum opus. This choice emphasizes the cyclical nature of history and the enduring consequences of choices driven by power and desire. The production invites audiences to consider the possibility of breaking free from destructive patterns, posing questions that resonate beyond the opera house. The Stadttheater Klagenfurt’s „Das Rheingold” is a testament to the power of visionary direction, cohesive ensemble performance, and musical excellence. It reaffirms the relevance of Wagner’s work in contemporary discourse and showcases the theatre’s commitment to innovative storytelling.
European-News-Agency, 11.5.2025