La Bohème
Oper von Giuseppe Verdi
Oper Halle
Musikalische Leitung: Michele Rovetta
Bühne: Jürgen Kirner
Kostüme: Dietlind Konold
Pressestimmen
In einer bezwingenden Regie von Aron Stiehl wirkte das viel gespielte Werk erstaunlich neu. Vielleicht gerade deshalb, weil Stiehl sich eng an das Libretto hält. Das mag paradox klingen, doch es gelingt ihm, die Liebesgeschichte zwischen Mimi und Rodolfo mit einer bezwingenden Aktualität zu versehen. Die Pariser Bohème im elenden Dachgeschoss, mit Heizstrahler und kahlen Wänden, einem Matratzenlager und einer vergammelten Badewanne ist sicherlich momentan auch wieder aktuell. Doch Jürgen Kirners Bühnenbild gibt hinter den tristen vier Wänden einen Blick auf den Sternenhimmel frei. Als die einengenden Zimmerwände ins Bühnendunkel entschweben, wird das Träumerische zum tragenden Element in der Begegnung Mimis mit Rodolfo. Gestorben wird auch auf einem offenen Bühnenrund; im Hintergrund tanzen dabei selbstvergessen die ewigen Partygestalten.
Zwischen diesen beiden Ereignissen zeigt sich das Quartier Latin im rauschhaften Weihnachtstrubel, der Spielzeugverkäufer Parpignol erscheint als Weihnachtsbaum, begleitet von einem Feuerspucker. Der leuchtende Eiffelturm auf der Drehbühne versprüht ebenfalls ein Feuerwerk. Im Café Momus feiert man so richtig à la Paris und Musette darf auf einem glitzernden Halbmond gen Himmel schaukeln. Trotz all dieser Amüsements wird die Inszenierung durchweg von einer besonderen Art der Magie getragen. Aron Stiehl ist es gelungen, mit leichter Hand seinen hervorragenden Sängerschauspielern eine bestimmende Natürlichkeit zu verleihen.
Klassik.com, 28.11.2009
Aron Stiehl, der an der Oper Halle bislang für die Operetten „Frau Luna“ und „Madame Pompadour“ verantwortlich zeichnete, nimmt auch diesmal die Heiterkeit sehr ernst… Jürgen Kirners Bühne hilft dabei, weil sie sich wie ein Tagebuch allmählich mit Motiven auflädt und im Finale Versatzstücke aus allen Bildern präsentiert. Da ist noch einmal die Badewanne aus der Bohème-WG, der Eiffelturm als leuchtender Dreh- und Angelpunkt der Christfest-Party und die Straßenlaterne als einziger Anhaltspunkt im Schneegestöber. Dass Dietlind Konolds Kostüme ähnlich leitmotivisch funktionieren, erhöht die Stringenz des Abends zusätzlich – und eröffnet Stiehl eine Fülle von Spiel-Ansätzen, die er dankbar aufnimmt. So weht selbst durch das Totenhaus eine letzte Erinnerung an die Party bei Momus, wo der Bordstein direkt in die Bar überging und Musetta als Königin der Nacht auf einer Mondsichel vor dem Schinkelschen Sternendom schwebte… Am Ende aber sind es die großen Einzelnen, die das ärmliche Lager von Mimì umstehen – und die doch nicht merken können oder wollen, wie der letzte Rest von Leben aus ihr entweicht. Da ist dann Schluss mit lustig, auch wenn im Hintergrund weiter getrunken und getanzt wird. Rodolfo ruft nach seiner verlorenen Liebe – und wo einst blaue Schatten waren, senkt sich schwarze Nacht.
Mitteldeutsche Zeitung, 29.11.2009
Umjubelte La Boheme-Premiere: Das große Lied von Liebe und Tod
La Bohème an der Oper Halle: ein wunderbarer Abend, an dem schier alles stimmt… das wird von Regisseur Aron Stiehl perfekt inszeniert. Während im Vordergrund die Tragik waltet, geht anderswo die Party weiter. Und eine fette Kokotte zieht sich die Lippen nach.
Bild, 30.11.2009