Madama Butterfly
Oper von Giacomo Puccini
Oper Leipzig
Musikalische Leitung: Anthony Bramall
Bühne: Frank Philipp Schlößmann
Kostüme: Sven Bindseil
Pressestimmen
Aron Stiehl hat das weitverbreitete Vorurteil widerlegt, es handele sich bei der „Butterfly“ um eine verzuckert exotische, sentimentale Alltagstragödie einer jungen Frau, die mit ihrem Kind von ihrem Liebhaber sitzengelassen wird. Er zeigt unbarmherzig deutlich die gesellschaftskritische Tragödie eines neuzeitlich- imperialistischen Kulturkonflikts: USA contra Japan. Das ist sein Thema. Das ist das Thema der Oper. Und er stellt ungeschönt den sextouristischen Einbruch des abendländischen, männlichen Imperialismus in eine vom Untergang bedrohte, alte asiatische Kultur dar. Und er zeigt Madama Butterfly, die 15-jährige, verkaufte Geisha, sozusagen als umgekehrte Medea der Neuzeit dar. Sie lässt sich vom amerikanischen Marineleutnant Pinkerton nicht gegen Geld ihr Kind abkaufen und sie tötet sich, als er sie fallen läßt. Ein Augenfest, die Inszenierung. Gegen Ende der Tragödie gerät dieses Butterfly-Haus in Schieflage und bricht schließlich entzwei. Ein einleuchtendes, konsequentes Inszenierungs-Konzept. Aron Stiehls Inszenierung macht deutlich, dass diese im Stück selbst ja unmißverständlich geäußerte Kritik am Imperialismus, am Materialismus und an der beginnenden Globalisierung Themen von heue sind und uns etwas angehen. Seine Inszenierung geht unter die Haut. Eine starke, eine aller Klischees ferne und sehr bewegende Inszenierung.
Eine großartige Aufführung. Diese „Butterfly“ sollte man sich nicht entgehen lassen.
MDR Figaro, 16.3.2015
Begeisterungsstürme in der Oper Leipzig
Überwältigend und wunderschön, so lässt sich die Premiere von Giacomo Puccinis Oper „Madama Butterfly“, am Samstag in der Oper Leipzig zusammenfassen. Das Publikum klatschte nach Verklingen der Musik 15 Minuten durch, mit Füßetrampeln und Bravi-Rufen. Die Inszenierung von Aron Stiehl erzählt mit viel Gespür für die Personenregie die Geschichte der 15-jährigen Geisha, Cio-Cio-San, genannt Butterfly, dazu so konsequent und bildgewaltig, dass er damit manchem Hollywood-Film Konkurrenz machen könnte. Seine Umsetzung der „Japanischen Tragödie in drei Akten“ aus dem Jahr 1904 rührt zu Tränen.
DFP, 18.3.2015
Es ist ganz offensichtlich, dass der Regisseur Aron Stiehl sich vollkommen auf die Vorlage verlassen hat. Er erzählt genauso viel über Imperialismus wie die Librettisten, aber immerhin auch die tragische Geschichte der Cio-Cio-San ohne große Eingriffe. Stiehl versucht, die Gefühle dieser Geschichte herauszuarbeiten, ohne angestaubt oder zu modernisiert zu wirken. Davon lebt diese Inszenierung: vom großartigen Spiel der Protagonisten. Diese Inszenierung berührt, denn es ist Bildertheater, das von der Musik getragen wird.
mephisto, 20.3.2015
Regisseur Aron Stiehl hat weder zu stark auf die Tränendrüse gedrückt, noch lapidar eine Klischeehandlung abbilden lassen. Das Bühnenbild von Frank Philipp Schlößmann ließ er erst in einen zauberhaften Sternenhimmel erhöhen, um es zum Schluss schräg kippen und dann ganz und gar zerreißen zu lassen. Schon längst waren die Pergamentfenster eingeschlagen, weil Butterfly zur Amerikanerin mutierte. Keine Basis für dieses fremde Miteinander. Sven Bindseil hat die Kostüme entworfen, die fernöstliche Tradition mit dem Amerika aus früher Nachkriegszeit verbinden.
nmz, 18.3.2015
Vom Tisch ist dieser individuelle Clash der Kulturen längst nicht. Man kann sich das alles ganz gut in der Gegenwart vorstellen und könnte die Oper auch dementsprechend inszenieren: sich von der fernöstlichen (Kostüm-)Folklore lösen oder zumindest damit spielen. Dass dieser Goro in Leipzig bei Regisseur Aron Stiehl mit seinem Handy »arbeitet«, dass ein amerikanischer Angeberschlitten die eine, ein japanisches Breitbandzimmer aus dem Klischee-Bilderbuch die andere der beiden Welten markieren, die hier aufeinandertreffen, ist durchaus plausibel. Es ist folgerichtig, dass diese kleine Welt im nächsten Akt wieder auf dem Boden (der Tatsachen) ankommt, in Schieflage gerät und schließlich zerbricht. So wie Butterfly am Ende. Das Premierenpublikum jubelte… unisono.
ND, 18.3.2015
Na, das war doch schön! „Madama Butterfly“ an der Oper Leipzig: Ein feines Kabinettstückchen hat Aaron Stiehl da inszeniert.
BILD, 16.3.2015