Salome
Oper von Richard Strauss
Oper Leipzig
Musikalische Leitung: Ulf Schirmer
Bühne und Kostüme: rosalie
Choreographie: Ramses Sigl
Pressestimmen
Salome ist eine dieser Prinzessinnen, die immer alles bekommen – und einen hohen Preis dafür zahlen. Regisseur Aron Stiehl zeigt dies in drastischer Deutlichkeit im Tanz der sieben Schleier. Er läßt keinen klemmigen Striptease, sondern ein Maskenspiel aufführen, in dem offen zu sehen ist, was wir sonst nur ahnen: Es ist nicht das erste Mal, dass Salome tanzt für ihren Stiefvater Herodes, der ihren Vater ermordete, um ihre Mutter zur Frau zu nehmen; und es ist auch nicht zum ersten Mal mit Tanzen getan. Vor diesem Hintergrund entwickelt Stiehl abscheulich abgründige Charaktere: Herodes, ein Brudermörder und Kinderschänder, Herodias, seine Schwägerin und Frau, die in Suff und Geilheit Ablenkung sucht, Salome schließlich, die in ihrem kurzen Leben nichts kennenlernte als Luxus, Sex und Gewalt… Jochanaan bringt die tödliche Katastrophe in Gang. Er lockt das dekadente Geschmeiß vom Party-Gipfel herab. Mit klug psychologisierter Personenführung zeigt Stiehl diesen Ritt in den Abgrund… das ist Musiktheater auf dem Gipfel des Machbaren.
Besser als mit so einem Premieren-Triumph kann die Oper Leipzig rosalies Vermächtnis nicht bewahren. Mit Schreien, Pfiffen und stehendem Jubel quittiert das Publikum die Premiere.
Leipziger Volkszeitung, 19.6.2017
Stiehl hat ein erzähllustiges, lebhaftes Regiekonzept… der kräftigste Regieeinfall betrifft den Tanz, an dessen Ende Herodes, für das Publikum nicht sichtbar, aber doch unzweifelhaft, Salome Gewalt antut.
Zu Beginn des Tanzes führt Salome dem Stiefvater eine aus dem „Hamlet“ geklaute Szene vor, die den Mord an ihrem leiblichen Vater zeigt.
Frankfurter Rundschau, 21.6.2017
Stiehl zeigt eine versoffene, erotisch freizügige Partygesellschaft in Pinkrosa und Glimmer und soldatesker Uniformiertheit. Die ereiferten Juden und die frommen Nazarener werden klischeehaft vorgeführt.
Salome wird von Herodes hinter einem der Gabionen vergewaltigt. Eine verkommene, durch und durch schamlose Familie, die Aron Stiehl in Szene setzt.
MDR Kultur, 18.6.2017
Stiehl führt die Darstellerin der Salome – wie auch die anderen Darsteller – klug und schlüssig mit dem Ergebnis spannender Charakterporträts. Und findet für den Tanz eine originelle Lösung.
Rot leuchtet der Raum auf am Ende bei Salomes Kuss und hinten reißt die Wand auseinander bei den tödlichen Schüssen auf Herodes’ Geheiß. Rosalies Schwanengesang.
Opera Lounge, 22.6.2017
Für Stiehl sind alle Figuren des Stückes pervertiert. Die schonungslose Analyse der Figuren setzt Stiehl in seiner Personenregie schonungslos um und entlarvt ihre tiefen seelischen Abgründe. Er hält sich eng an die musikalischen Vorgaben und leuchtet sie schonungslos aus.
Der Tanz der sieben Schleier erfährt hier eine ganz neue Variante, die den Missbrauch des jungen Mädchens durch den Stiefvater zeigt.
Salome wird hinterrücks erschossen. Ein starkes, aber auch verstörendes Schlussbild. Stiehl und rosalie haben hier eine Deutungsversion angeboten, die es wert ist, diskutiert zu werden. Eine kaputte Familienstruktur, Kindesmissbrauch, Gewalt, Gefühlsverrohung, und psychosoziale Störungen sind in dieser Gesellschaft leider keine Seltenheit, so dass diese Adaption an unsere heutigen Verhältnisse eine diskutable Variante darstellt. Es gibt großen Applaus. Erstaunlicherweise gibt es trotz so manches verstörenden Bildes keine Buh-Rufe für das Regie-Team. Vielleicht hat Stiehl mit seiner radikalen und spannenden Auslegung das Publikum überzeugt.
O-Ton, 22.6.2017
Nachdem der letzte Akkord verklungen ist, dauert es ein paar Sekunden, ehe sich die ersten Hände zunächst zögerlich zum Applaus regen. Doch dann kennt die Begeisterung keine Grenzen mehr. Ein dramatisch packender Abschluß der Saison!
Mephisto, 21.6.2017
Die neue „Salome“ in Leipzig überzeugte das Premierenpublikum und war der Höhepunkt des Richard-Strauss-Wochenendes.
NMZ, 21.6.2017
Bei Aron Stiehl versuchen Mutter und Tochter offensichtlich, fortgesetzten Missbrauch mit dem Ausleben ihrer eigenen Gier zu kompensieren. Die Inszenierungsklippe des Schleiertanzes weicht Stiehl mit einem Theater auf dem Theater aus, mit dem Salome nachspielt, wie sie als Kind missbraucht wurde.
Neues Deutschland, 24.6.2017
Mit der neuen Salome in der Regie von Aron Stiehl beschließt die Oper Leipzig die Saison aufs Triumphalste.
AS, 26.6.2017
Regiearbeiten von Aron Stiehl habe ich in guter Erinnerung. Seine Lesarten sind schlüssig, orientieren sich am Werk und man hat nie das Gefühl etwas auf der Bühne zu erleben, was man… nicht nachvollziehen, geschweige denn entschlüsseln kann. Und das sollte sich auch bei seiner Salome nicht ändern. Man erlebt… den Zustand arg zerrütteter Familienverhältnisse, in dem einiges aus den Fugen geraten ist.
Neuer Merker, 7/2017
In einer berührenden Szene hinterließ der Regisseur beim Rampenlicht eine einzelne Rose an rosalie.
Bachtrack, 21.6.2017