Die lustigen Weiber von Windsor
Oper von Otto Nicolai
Landestheater Coburg
Musikalische Leitung: Alexander Merzyn
Bühne: Friedrich Eggert
Kostüme: Sven Bindseil
Choreographie: Mark McClain
Pressestimmen
Eine gut ausgebildete Lachmuskulatur muss haben, wer die Begegnung mit den „Lustigen Weibern von Windsor“ am Landestheater Coburg sucht. Das Premierenpublikum jubelt.
Durch ein Schlüsselloch schauen? Am Landestheater Coburg laden Bühnenbildner Friedrich Eggert und Regisseur Aron Stiehl in ihrer sensationellen Inszenierung der „Lustigen Weiber von Windsor“ nicht nur dazu ein, sondern zwingen das Publikum regelrecht, durch ein überdimensionales Schlüsselloch in die spießbürgerliche Puppenhaus-Idylle rund um die Familien Reich und Fluth hineinzuspitzen – und sich während der Racheaktion der Damen an der Männerwelt knapp drei Stunden lang die Bäuche zu halten vor Lachen.
Im Brustton überspitzter Ironie hält der phänomenale Sprecher Thorsten Köhler, durch den Regisseur Aron Stiehl auf geniale Weise die Dialoge der Oper ersetzt und sich zugunsten der Kurzweile auch die ein oder andere Szene spart, die Fäden des Geschehens in der Hand; seine bissigen, frech-intellektuellen, tages- und lokalpolitisch angereicherten Kommentare könnten ebenso gut der Feder Loriots entstammen.
Neue Presse, 21.12.2015
Ein harmloser Spaß? Eine nette Spieloper, die eigentlich längst ins Museum gehört und nicht grundlos oft ein wenig verstaubt daher kommt? Von wegen! Gast-Regisseur Aron Stiehl verpasst Otto Nicolais Meisterwerk eine theatralische Frischzellenkur, ohne es dabei freilich zu zertrümmern. Die Geschichte des eitlen Schwerenöters, der seine Anziehungskraft auf Frauen auf fast groteske Weise überschätzt – sie wird in Stiehls Deutung zur Geschichte eines Außenseiters.
Alle Sänger beweisen in Stiehls detailfreudiger und bemerkenswert präziser Personenführung große darstellerische Präsenz. Aron Stiehl ersetzt die originalen Dialoge durch eine eigene Textfassung, die einem Sprecher übertragen ist. Stiehls Text ist raffiniert gewürzt mit allerlei Coburg-Anspielungen. Witzig jongliert Stiehl mit den genealogischen Verknüpfungen, die das Haus Sachsen-Coburg und Gotha mit dem spät erst umbenannten britischen Königshaus der Windsors verbinden. Bis in die kleinsten Gesten und Nuancen ist diese Inszenierung mit feinem Gespür für Tempo durchgestaltet.
Der Chor des Landestheaters ist auch darstellerisch vielfach gefordert und demonstriert seine bemerkenswerte Spielfreude. Heftiger Beifall.
Coburger Tageblatt, 21.12.2015