Faust (Margarethe)
Oper von Charles Gounod
Theater Münster
Musikalische Leitung: Stefan Veselka
Bühne und Kostüme: Dietlind Konold
Pressestimmen
Charles Gounods „Faust“-Oper müsste am Theater Münster „Méphistophélès“ heißen. Im rot glitzernden Frack zieht er als Direktor eines kleinen Theaters auf der Bühne den Vorhang auf für die tragische Liebesgeschichte von Faust und Marguerite, in der er, nicht Faust, die Hauptrolle spielt.
In Aron Stiehls schlüssiger Inszenierung ist der ständig seine Kostümierung verändernde Mephisto zwar eine starke Bühnenfigur. Aber er ist nur das Sinnbild für Sehnsucht und Gier, Schwächen und Lüste, mit denen die Menschen das Böse ganz ohne Teufel in die Welt bringen. Sexuelle Lust fesselt Faust an Mephisto, Geldgier treibt die Menge dem Bösen zu, Schmuck und der Wille zur Pracht lassen selbst Marguerites Bollwerk der Sittsamkeit einstürzen.
Mit lang anhaltendem, im Stehen dargebrachten Beifall feierte das Premierenpublikum die runde, auf drei Akte verdichtete, Aufführung.
HB Münster, 12.9.2016
Der Teufel ist ein Theaterdirektor. Im roten Glitzerfrack kommt er daher und enthüllt eine kleine Theaterbühne in Münsters Großem Haus. Schon zu den Klängen der Ouvertüre wird klar, wer die Fäden in der Hand hält: Méphistophélès.
Den bösen Charmeur, der seine Hörnchen gern unter den schicken Hüten seiner wechselnden Anzüge verbirgt, macht Regisseur Aron Stiehl zum Mittelpunkt seiner Inszenierung. Selbst in der Juwelen-Arie Gretchens mischt der dämonische Strippenzieher fröhlich mit und stattet das von Faust umschwärmte Mädchen mit Schmuck und Pelz aus.
Das Regiekonzept funktioniert.
Aber Aron Stiehl sorgt auch für ironische Brechungen: Zu den schönsten Liebesklängen beißt der Teufel schmatzend in einen Apfel, und im Adventskalenderfenster sitzt eine Frau und strickt: Ihr Gewebe wird immer länger im Laufe des kurzweiligen Opernabends.
Westfälische Nachrichten, 12.9.2016
Regisseur Aron Stiehl macht den Teufel zum Regisseur über das Leben. Quasi ungebremst führt der Teufel seine Spielbälle auf ihren Untergang zu.
Hat man mit Spezialeffekten zunächst das Gefühl, einer schönen Revue-Show beizuwohnen, kippt die Inszenierung immer mehr und mehr ins angedeutete Grauen. Mit dem Tod des Valentin und der Kirchenszene wird der Wahnsinn des Gretchens besiegelt. Lüstern wartet der Chor, sogar Marthe und Siebel sind darunter, darauf, dass die Mutter ihr Kind tötet. Faust im Drogenrausch bekommt nicht mit, wie seine Walpurgisnacht zum Albtraum seiner Geliebten wird. Die Drogen, die Faust bekommt, sind eine Metapher für die sinnlichen Oberflächlichkeiten, die Mephisto seinem Opfer bieten kann und lässt auch das Ende offen für Faust II. Stiehl inszeniert konsequent und elanvoll. Seine größtenteils recht unterhaltsame Inszenierung hat durchaus ihre unbequemen Seiten.
Opernnetz, 12.9.2016
Faust begeistert
Die Inszenierung in Münster ist schön, vor allem sind es Raffinessen und Kleinigkeiten, die das Ganze besonders machen: Auf der Bühne befindet sich eine zweite, kleinere Bühne, die links und rechts von Fassaden gesäumt wird. Aus dreißig kleinen Fenstern lehnen Menschen, kommentieren, flirten, zanken, applaudieren, singen.
allesmuenster.de, 20.9.2016
In Münster erzählt Aron Stiehl die Geschichte aus Mephistos Sicht. Das macht Spaß, ist unterhaltsam und lustig.
KUMS, 39. Woche